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Zopf ist nicht gleich Zopf – die Unterschiede des beliebten Hefegebäcks in Deutschland und der Schweiz

Deutsch(e) in der Schweiz, Rubrik: Falsche Kollegen

28 Mär 2024
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Ich ♥️ Deutsch. Und ich liebe es, immer wieder neue Facetten meiner Muttersprache zu entdecken. Was hätte mir da Besseres passieren können, als in ein Land zu ziehen, das auf dem Papier zwar die gleiche Schriftsprache hat wie Deutschland, aber doch so anders tickt, spricht und eben auch schreibt? Ich nehme euch mit auf mein sprachliches Abenteuer «Deutsch(e) in der Schweiz».

Deutsche brunchen ganz gerne, behaupte ich jetzt mal so. Doch was die Nachbarn in der Eidgenossenschaft sonn- und feiertags am frühen bis späten Morgen zelebrieren, ist next level! Was dabei auf keinen Fall fehlen darf: der gute, alte Zopf.

Doch Vorsicht: Das beliebte Hefegebäck unterscheidet sich dies- und jenseits der Grenze, geschmacklich wie optisch.

Der klassische Hefezopf in Deutschland

Als Studentin habe ich während der Semesterferien regelmässig in einer Bäckerei gejobbt. Mit im Sortiment war da natürlich auch der klassische Hefezopf. Und ja, im Vergleich zu unseren südlichen Nachbarn sagen wir das «Hefe-» gerne explizit dazu (auch wenn mir kein Zopfrezept ohne Hefe als wichtige Zutat bekannt ist).

Der klassische Hefezopf in Deutschland ist ein Süssgebäck. Es wird besonders zum Frühstück oder nachmittags zum Kaffee verzehrt und eignet sich gut als Mitbringsel – beispielsweise auch für ins Büro. Beliebte Abwandlung: der Nusszopf.

Besonders beliebt ist er in meiner Heimat, dem Schwabenländle (wo ich auch den Bäckereijob hatte), denn er lässt sich super «oigfriere» – auch in Scheiben. :)

Die Merkmale des deutschen Hefezopfs:

  • Zutaten: Milch, (helles) Mehl, Zucker, Butter, frische Hefe, Eier, häufig mit Rosinen und/oder Hagelzucker
  • Form: gleichmässig breit
  • Kategorie: Süssgebäck
  • Verzehr: meist mit Butter und/oder Marmelade bestrichen; zum Frühstück oder nachmittags zum Kaffee
  • Verfügbarkeit: i. d. R. immer verfügbar

Der klassische Sonntagszopf in der Schweiz

Zugegebenermassen habe ich in Deutschland in wenigen Wochen deutlich mehr Hefezöpfe verkauft als das ganze Jahr über selbst gegessen. Ich mag Rosinen nicht wirklich, und allgemein habe ich eher einen salzigen als einen süssen Zahn. So dauerte es auch eine Weile, bis ich bemerkte, dass die Zöpfe in der Schweiz etwas anders sind (meiner Meinung nach viel besser!).

Es war eine Handballkollegin (danke an Oli an dieser Stelle), die mich vor einigen Jahren darauf brachte, dass Schweizer Zöpfe traditionell nicht süss sind – und deshalb in der Regel auch keine Rosinen enthalten. Hier ist ein Zopf also einfach ein etwas reichhaltigeres Brot, das man auch herzhaft belegen/bestreichen kann – das musste ich ausprobieren!

Sie schickte mir eine WhatsApp-Nachricht mit den Zutaten und ich wagte mich an meinen ersten selbstgemachten Zopf. Das Mischen der Zutaten und Gehenlassen des Teigs waren wie erwartet ein Kinderspiel, doch dann ging es ans Flechten … Zunächst war ich megastolz, dass ich es fast auf Anhieb schaffte, dass das Gebäck nach einem richtigen Zopf aussah. Doch wieso lief der am Ende immer spitz zu?

Unzählige Male flocht ich den Teig wieder auseinander und versuchte, die Breite der Stränge so anzupassen, dass der Zopf überall gleichmässig breit werden würde. Doch es wollte einfach nicht gelingen. Irgendwann gab ich auf und schob das – für meine deutschen Augen – komisch geformte Gebäck in den Ofen. Als ich der Kollegin ein Bild schickte und meine unzähligen Flechtversuche schilderte, lachte mich diese mithilfe fast genauso vieler Emojis aus. Was ich nicht wusste: In der Schweiz ist es ganz normal, dass der Zopf am Ende spitz zuläuft!

Die Merkmale des Schweizer Hefezopfs:

  • Zutaten: Milch, (helles) Mehl, Butter, frische Hefe, Eier – kein Zucker (ausser einer Prise zum Auflösen der Hefe), keine Rosinen oder anderer süsser Schnickschnack :)
  • Form: spitz zulaufend
  • Kategorie: Brot
  • Verzehr: nach Belieben mit Butter und Konfitüre, Käse, Wurst etc.; am liebsten zum Feiertags-/Sonntagsbrunch, zum Beispiel «Buurezmorge» (Frühstück auf dem Bauernhof, besonders am Nationalfeiertag, dem 1. August, beliebt)
  • Verfügbarkeit: häufig nur am Wochenende / an Feiertagen

Zopf süss oder salzig? Probieren geht über studieren!

Ob ein Hefezopf besser süss oder salzig sein sollte, ist natürlich Geschmackssache. Meine Präferenz habe ich bereits kundgetan, wobei ich auch deswegen für den Schweizer Zopf plädiere, weil er so schön neutral ist (Wie sollte es auch anders sein? ;)): Man kann ihn also ganz nach Belieben süss oder salzig geniessen.

Ich kann nur allen ans Herz legen, mal selbst einen Zopf zu backen: Es ist leichter, als man meinen würde, vorausgesetzt, man erwartet nicht, dass er überall gleich breit wird – und allen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird (siehe eines meiner Exemplare im Titelbild :)).

Rezeptlinks:

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Website zuletzt aktualisiert am 26.04.2024 |  Anna Hubert: Übersetzerin, Lektorin und zertifizierte Werbetexterin, Französisch & Englisch → Deutsch-Sprachdienstleisterin aus Zürich  |  Impressum & Datenschutz  |  Sitemap